Pressemitteilung vom 04.10.2018
Weinheimer Moschee
Hier soll Politik draußen bleiben
Tag der offenen Tür für interessierte Besucher - Vorstand der Ditib-Gemeinde wehrt sich gegen "unfaire" Vorwürfe
Von Günther Grosch
Weinheim. Vorurteile überwinden, die Gemeinschaft zwischen Muslimen und Christen stärken und das gegenseitige Verständnis durch Kennenlernen und Dialog fördern: Auch der Vorstand und die Mitglieder der Ditib Mevlana-Moschee in Weinheim hatten sich am Tag der Deutschen Einheit zum siebten Mal unter dem Motto "Religiosität - individuell, natürlich, normal" dem "Tag der offenen Moschee" angeschlossen.
Die jüngsten Verwerfungen zwischen der Türkei und Deutschland anlässlich des Deutschlandbesuchs von Präsident Recep Erdogan hätten gezeigt, wie wichtig und notwendig das persönliche Gespräch ist, so Hasan Sarica beim Besuch der RNZ in der Moscheegemeinde mit rund 450 aktiven Mitgliedern.
Der 3. Oktober sei für den bundesweit seit 1997 stattfindenden Aktionstag bewusst gewählt, erklärt Sarica. Mit dem Datum der deutschen Wiedervereinigung wollten die in Deutschland lebenden Muslime als "sichtbares Symbol" ihre Zugehörigkeit zur Einheit Deutschlands demonstrieren und mitfeiern: "Der 3. Oktober ist ein Tag der Freude auch für die hier lebenden Muslime."
Die offenen Pforten der Moscheegemeinde stellten aber nicht nur eine Möglichkeit zur Überwindung von Vorurteilen und Missverständnissen dar, ergänzt Celal Öksüz. Gemeinsam mit Hatice Mert, Karaca Suayip, Fatma Mor, Mustafa Özkan und Cansiz Sükrü ist er einer von sechs Moscheeführern, die Interessierte durch die Moschee führen und Glaubenshintergründe und Rituale erklären.
Immer wieder werde Muslimen vorgeworfen, "eigenständig und unter sich bleiben zu wollen". Auch diesen Vorwurf möchte Sarica aus der Welt schaffen. Für die rund 8000 Glaubensbrüder und -schwestern aus dem Einzugsgebiet von Heppenheim und Bensheim bis nach Schriesheim und Dossenheim gelte eine klare Trennung von Politik und Religion.
Die Vorstandschaft lege zwar unbedingten Wert darauf, dass jeder auch seine gegenteilige politische Meinung frei äußern kann, so Sarica. In der Moschee aber bleibe Politik außen vor. Man sei für alle Muslime da, dies aber neutral und unabhängig: "Dazu stehen wir."
Kategorisch wies Sarica Vorwürfe zurück, vom türkischen Staat "Anweisungen von oben" zu erhalten. Deshalb achte man auch gewissenhaft auf die Aussagen und Predigten des Imams im wöchentlichen Freitagsgebet.
Als "unfair" empfinden es die sieben Vorstandsmitglieder aus diesem Grunde auch, wenn Ditib und Erdogan "in einen Topf geworfen" würden. Ob in ihren kulturellen Aktivitäten, auf sozialem Gebiet, in der Jugend- wie Seniorenarbeit oder mit Blick auf die Rolle von Frauen in der Gesellschaft verfüge man über komplett andere Strukturen als in der Türkei. Auch Imame würden nach ihrer auf fünf Jahre beschränkten Lehrtätigkeit in Deutschland diese Strukturen in ihr Heimatland mit zurücknehmen.
"Die Zeit sagt alles aus. Durch die Zeit versteht man das Gegenüber", erklärte Burhan Yöndemli. Im Alter von zwei Jahren war er vor 50 Jahren nach Deutschland gekommen und arbeitet als Maschinenbauer bei Freudenberg. Weil oftmals "viel dummes Zeug geredet wird", findet er den Tag der offenen Moschee gut, "um sich vor Ort zu informieren, um sich selbst ein Bild machen zu können". Muslime von vornherein mit Terroristen gleichzusetzen, tue weh und sei der falsche Ansatz.
"Die Gelegenheit beim Schopfe packen", nannte eine Lehrerin als Grund für ihr Kommen. "Meine Schüler erzählen immer von der Moschee, und ich weiß darüber nicht Bescheid."
Womit für Celal Öksüz das Stichwort für die drei auf dem Programm stehenden Moscheerundgänge durch die Räumlichkeiten der 2002 eingeweihten Moschee gefallen war. Am Ende war nicht nur die Pädagogin froh, den Tag der offenen Moschee zur Information genutzt zu haben.
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